Philosophie

"Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
                                                    sind Schlüssel aller Kreaturen............“

                                                                                            Novalis, im Jahre 1799/1800

Was zählt?

Wozu kann Qualitätsjournalismus beitragen?

"Höher-schneller-weiter"?

...schien mir schon immer nicht der gesündeste Weg. Also besann ich mich auf etwas 'Altmodisches': das Wesentliche. Seit 23 journalistischen Jahren folge ich der Lust, durch die Oberfläche zu blicken. Menschen öffnen mir durch ihr Vertrauen die Tür. Ein Geschenk.

Dafür trage ich Verantwortung. Als Mensch und als Journalistin. Ich nehme mir Zeit. Höre zu. Lasse wirken. Die Seele hat Mitspracherecht. Zeit ist Geld, sagen die einen. Zeit ist Lebensqualität, sagen andere. Seit Jahrtausenden. 

Filosofie mit "ph-Wert"

Es sind die unhomogenisierten Lebensgeschichten, die mir in meiner medialen Arbeit Spaß machen. Das Spiel mit Stimmungen, Klängen und Buchstaben. Oft sind es gerade winzige Details, die Bände sprechen, ein emotionaler Schimmer in der Stimme, verborgene Schätze in Nebensätzen. Wieso sollte man all diesen Reichtum medial verflachen? Und klar schreibe ich Philosophjie nicht mit F. Damit auch künftige Generationen in Europa erinnern, welches Volk von Philosophen uns die Wissenschaften, die schönen Künste und die Vision von Demokratie vermachte.

Was bewegt den Menschen in seinem Inneren?

Jeder Mensch ist so wundervoll einzigartig.
Was steckt hinter seinen alltäglichen und kulturellen Ausdrucksformen?
Welche individuelle Wirklichkeit vermittle ich? Welche gesellschaftliche Wirklichkeit erzeuge ich durch meine Vermittlung?

Mein Beruf bereitet mir Freude. Erfüllt mich mit echten Geschichten. Jede Begegnung ein Roman. Das Leben nimmt so saftig Gestalt an. Jenseits von atemlos medienkonstruierten Aktualitäten.

Was   ist   "Aktualität" ?

Schnellschussreaktionen im Schneeballsystem, die Dringlichkeitserschrockenheit produzieren und Emotionen aufwühlen? Ich meine, wir könnten nachhaltiger aktuell sein, würden wir kontinuierlich zuhören. Den Menschen – auch in anderen Ländern. Dort bahnt sich meistens an und wird vielschichtig diskutiert, was wir in unserer Medienindustrie zur vermeintlichen Aktualität aufflammen. Und dabei manchmal unachtsam das Wertvollste abfackeln: Beziehungen. Gewachsene zwischen Menschen. Und Ländern. Griechenland ist so ein jüngster Fall. 

Und das Schöne, Hoffnungsfrohe?

...aber ist, dass sich viele Menschen in Griechenland und Deutschland dennoch nicht davon abbringen lassen, das jeweils andere Land mit liebevollen Augen zu betrachten. Sie pflegen weiterhin oder umso mehr einen konstruktiven Austausch: Politiker, Wissenschaftler, Kulturschaffende und auch junge Akteure einer zukünftigen, neuartigen Zivilgesellschaft in Griechenland.

Positive Gestaltungskraft

Diesem zukunftsfähigen, gestaltenden Geist fühle ich mich als deutsch-griechische Journalistin in Europa verpflichtet. Es sind diese verbindenden roten Fäden und Hintergründe, die mich interessieren. Menschen leben in Zusammenhängen. Ihr Denken und Fühlen lässt sich nicht in Schlagzeilen parzellisieren, die Reichweite ihres Handelns kaum in sparmaßnahmenreduzierte Dreiminüter quetschen.

Die vielen intensiven Begegnungen in meinen Berufsjahren lassen mich immer wieder staunen und ahnen, wie farbenprächtig das Netz ist, durch das die Menschen global verbunden sind. 

Mit konstruktiven Klängen daran mit zu weben, halte ich für nicht unwesentlich - mag dies auch altmodisch klingen. Mir macht es Freude. Und ich bleibe dabei.

Helena Pekalis 
November 2015

„.........wenn die, so singen oder küssen,

                                            mehr als die Tiefgelehrten wissen,
wenn sich die Welt ins freie Leben
                                            und in die Welt wird zurückbegeben,
wenn dann sich wieder Licht und Schatten
                                            zu echter Klarheit werden gatten
und man in Märchen und Gedichten
                                            erkennt die wahren Weltgeschichten,
dann fliegt vor einem geheimen Wort
                                               das ganze verkehrte Wesen fort.“

                                                                                            Novalis